Das Praktikum
Alles, was du über Praktika wissen musst
Was ist ein Praktikum?
Ein Praktikum ist die beste Möglichkeit, um den beruflichen Alltag kennenzulernen und vielleicht sogar deinen Traumberuf zu entdecken. Es dient der Bildung deines berufsbiografischen Profils und ist somit sehr wertvoll.
Für Schüler und Studierende ist ein Praktikum die ideale Zeit, um Praxiserfahrungen zu sammeln. Außerdem bietet es die Möglichkeit, um ihre Vorstellung auf die Probe zu stellen und zu erkennen, ob der Beruf tatsächlich zu ihnen passt. Steht am Ende der Zeit ein „Nein“, bieten sich noch viele andere Möglichkeiten, und du bist um Praxiserfahrung reicher. Steht am Ende des Praktikums ein „Ja“, weißt du, worauf du dich fokussieren musst, und kannst im Studium beispielsweise noch weitere Kurse belegen, die dich deinem Wunschberuf näherbringen. Bei den meisten Arbeitgebern sind Praktika nicht nur gern gesehen, viele setzen die berufspraktische Erfahrung mittlerweile voraus und wählen zukünftige Auszubildende oder Hochschulabsolventen unter anderem mit Blick darauf aus. Wir verraten dir, worauf es ankommt und wie das Praktikum für dich zum Gewinn wird.
Was bringt mir ein Praktikum?
Die einen sehen ein Praktikum als chancenreichen Türöffner, andere hingegen nur als notwendiges Übel. Wenngleich nicht jedes Praktikum den Weg zum Traumberuf ebnet oder hilfreiche Kenntnisse und Fähigkeiten vermittelt, solltest du es nie als Zeitverlust betrachten. Denn in jedem Fall erhältst du unmittelbare Einblicke in unterschiedliche Arbeitsbereiche, und die sind so oder so von unschätzbarem Wert. In der Schule und in vielen Studiengängen gibt es sogenannte Pflichtpraktika, also Praktika, die du, um am Ende deinen Abschluss zu erhalten, absolvieren musst. Wer darüber hinaus Praktika macht, zeigt potenziellen Arbeitgebern zusätzliches Engagement. Immerhin opferst du deine freie Zeit (Schulferien, Semesterferien) dafür. Du möchtest Apotheker, Informatiker oder Journalist werden? Neben unmittelbaren Einblicken in ein Berufsfeld, bringt dir das Praktikum den Vorteil zu erfahren, was ein Apotheker, Informatiker oder Journalist tatsächlich den ganzen Arbeitstag lang macht. Je nach Praktikum darfst du bereits mehr oder weniger verantwortungsvolle Aufgaben übernehmen oder wichtige Teilarbeiten beitragen. Bist du bereits im Studium, kannst du das in der Hochschule erworbene Wissen im Unternehmen anwenden und erproben. Sollten dir in dieser Zeit Defizite bewusst werden, kannst du die Studienzeit nutzen, um die notwendigen Qualifikationen aufzuholen. Das Praktikum bietet dir zudem den Vorteil, Erfahrungen im Bewerbungsprozess zu sammeln und dir mit Hilfe neuer Kontakte ein berufliches Netzwerk aufzubauen. All diese Übungen erleichtern dir den späteren Berufseinstieg.
Welche Arten von Praktika gibt es?
Ob während der oder nach der Schulzeit oder im Studium – ein Praktikum verschafft dir die Möglichkeit zur Auseinandersetzung mit deiner beruflichen Perspektive.
Das Schulpraktikum bietet die wohl umfassenste Auswahl, da es der Orientierung dient und man anders als im Studium noch keine Richtung eingeschlagen hat. So kannst du dich quasi überall um ein Praktikum bewerben, vorausgesetzt, deine Schule gibt ihr „Ok“. Das Orientierungspraktikum findet meist in der neunten oder zehnten Klasse statt. Es dauert in der Regel ein bis drei Wochen und schließt mit einer Praktikumsmappe ab, die die Zeit im Betrieb reflektiert und dem Lehrer vorgelegt wird. Nach dem Abitur ist für manch einen auch ein freiwilliges Praktikum zur Berufsorientierung attraktiv.
Im Studium gestaltet es sich je nach Studiengang und Hochschule anders. In vielen Studiengängen gibt es sogenannte Pflichtpraktika. Sie müssen absolviert werden, um am Ende den Abschluss erhalten zu können. Auch sie schließen mit einem Praktikumsbericht ab. Zusätzliche Praktika machen sich immer gut und müssen meist nicht mit einem weiteren Praktikumsbericht belegt werden. Hier genügt als Beleg normalerweise das Praktikumszeugnis, das vom Unternehmen ausgestellt wird. Wohingegen manche Studiengänge präzise auf spezielle Berufe abzielen, in denen man als Studierender ein Praktikum absolvieren kann – beispielsweise in gewissen Medizinbereichen – sind andere Studiengänge offener. So steht zum Beispiel Sozial- oder Geisteswissenschaftlern eine große Bandbreite an Berufsfeldern offen. Meist konturieren sie sogar mit Hilfe von Praktika ihr berufliches Profil. Hinsichtlich der Dauer des Praktikums sind vier Wochen das Minimum. Zwischen zwei bis vier Monate sind ein guter Zeitrahmen. Am besten ist es, diese Eckpunkte mit deinem Fachbereich, deiner Fakultät oder dem Career Service deiner Hochschule zu besprechen, da die Dauer individuell abhängig von deinem Studienverlaufsplan, aber auch von Art und Inhalt des Praktikums sein kann. Sollte ein Praktikum einen längeren Zeitraum umfassen, kannst du dich auch darüber informieren, ein Urlaubssemester zu nehmen. Bei einem dualen Studium sind die berufspraktischen Anteile übrigens fester Bestandteil des Studiums (meist blockweise) und dem Studienverlaufsplan zu entnehmen.
Generell ist zu unterscheiden zwischen Pflichtpraktikum und freiwilligem Praktikum. Das Pflichtpraktikum wird von der Studienordnung vorgegeben. Die Inhalte und Ziele werden vom jeweiligen Fachbereich festgelegt. Manche Studiengänge setzen zudem ein Vorpraktikum vor Studienbeginn voraus, um die Abbruchquote zu minimieren und angehenden Studierenden die Möglichkeit zu geben, den Studiengang für sich zu überprüfen. Der Praktikumsbetrieb wird in diesem Fall von dir ausgewählt. Ob das auf dein Wunschstudium zutrifft, kannst du in der Studienordnung nachlesen oder beim Studienfachberater erfragen.
Beim freiwilligen Praktikum obliegt die Festsetzung von Inhalten und Zielen häufig dem Praktikanten – zusammen mit dem Praktikumsgeber. Hilfreiche Informationen kannst du dir vorab beim Fachbereich oder dem Career Service holen.
Nach dem Schulabschluss ist für manch einen ein Jahrespraktikum der richtige Schritt. Gerade, wenn du dir noch nicht sicher bist, ob du studieren oder eine Ausbildung absolvieren möchtest, kann das Jahrespraktikum eine gute Orientierung sein. Ein Jahr bietet dir genügend Zeit, um deinen Berufswunsch zu überprüfen. Für deinen Lebenslauf ist es ebenfalls von Vorteil, denn du kannst bereits spezielle Kenntnisse vorweisen. Anders als beim Pflicht- oder Freiwilligenpraktikum besuchst du beim Jahrespraktikum neben dem Betrieb die Berufsschule. Zudem steht dir eine monatliche Vergütung zu, die im Praktikumsvertrag festgelegt ist. Wenn es fachlich zur folgenden Ausbildung passt, kann das Jahrespraktikum häufig auf die Ausbildungsdauer angerechnet und die Ausbildungszeit so verkürzt werden. Ein sehr gutes Praktikumszeugnis und eine Empfehlung der Mitarbeiter können dir zusätzlich den Weg zu deiner Wunschausbildung erleichtern.
Was muss ich bei der Bewerbung um ein Praktikum beachten?
Du hast eine passende Praktikumsstelle gefunden? Klasse! Als nächstes gilt es, die Personalverantwortlichen des Betriebs oder des Unternehmens von dir zu überzeugen.
Wie dir das am besten gelingt, erfährst du in unserem Bewerbungsratgeber.
Hier leiten wir dich schrittweise durch den Bewerbungsprozess und geben dir wertvolle Tipps an die Hand. Du erfährst, wie man ein Anschreiben formuliert, was in den Lebenslauf gehört und wie man beim Telefonat mit den Praktikumsverantwortlichen punktet. So bist du optimal vorbereitet und kommst deinem Wunschpraktikum einen großen Schritt näher.
Die Vergütung im Praktikum
Mancherorts besitzen Praktika einen schlechten Ruf. Da ist vom gezielten Einsatz billiger Arbeitskräfte die Rede. Doch die Lage hat sich seit Einführung des gesetzlichen Mindestlohns im Jahr 2015 deutlich verbessert – wenngleich leider nicht jeder Praktikant darauf einen Anspruch hat.
Für jene, die ein freiwilliges Praktikum absolvieren, sieht es meistens gut aus. Du solltest dir zwar vor Augen führen, dass es dir im Praktikum in erster Linie um die Praxiserfahrung geht, dennoch wäre es natürlich vorteihaft, du stündest nicht mit leeren Händen da. Fakt ist, es gibt leider kein generelles Recht auf ein Praktikumsgehalt. Unter bestimmten Umständen hast du als Praktikant jedoch Anspruch auf Mindestlohn. Wenn du auf eine Entlohnung finanziell angewiesen sein solltest, könnte statt eines freiwilligen Praktikums womöglich ein Werkstudentenjob das Richtige für dich sein.
Beim Pflichtpraktikum, das deine Schul-, Studien- oder Ausbildungsordnung vorschreibt, sind Unternehmen davon befreit, Praktikanten eine Vergütung zu zahlen. So auch, wenn es sich um ein Orientierungspraktikum handelt, das unter drei Monaten dauert. Auch freiwillige Praktika mit einer Dauer von maximal drei Monaten, die zur Orientierung für ein Studium oder eine Ausbildung dienen oder die dein Studium bzw. deine Ausbildung begleiten, werden nicht vergütet.
Rechtlichen Anspruch auf eine Bezahlung von deinem Arbeitgeber hast du als Praktikant hingegen, wenn du ein freiwilliges Orientierungspraktikum oder ein studien- oder ausbildungsbegleitendes Praktikum absolvierst, das länger als drei Monate dauert. Auch bei einem freiwilligen Praktikum ohne Bezug zu deiner beruflichen Ausbildung hast du einen finanziellen Anspruch. Beispielsweise, wenn du Maschinenbau studierst und ein Praktikum in einer Klinik antrittst. Anspruch auf Bezahlung hast du auch, wenn du bei Antritt deines Praktikums bereits ein Studium oder eine Ausbildung abgeschlossen hast. Dann muss der Arbeitgeber dich auch unter drei Monaten entlohnen.
Alltag im Praktikum: Kaffeekochen war gestern
Es mag Unternehmen geben, die ihre Praktikanten Kaffee kochen lassen, doch in den meisten Betrieben ist das nicht üblich. Woraus besteht dann aber der Praktikantenalltag?
Dein Arbeitsalltag als Praktikant ist maßgeblich von dem Bereich abhängig, in dem du tätig bist. So wirst du als Praktikant im Grafikbereich zunächst mit den gängigen Grafikprogrammen vertraut gemacht, bevor du deine ersten Grafiken kreierst und eventuell sogar Projekte unterstützen kannst. Im medizinischen Bereich lernst du erst einmal Grundlagen wie Hygienekonzepte oder den Umgang mit Patienten kennen. Wichtig ist, dass du von Anfang an einen Betreuer an die Seite gestellt bekommst, der dich in deinen Arbeitsbereich einweist, deine Aufgaben erklärt und im Gesamtprozess verortet und bei Fragen für dich da ist. Größere Unternehmen halten oft eine Onboarding-Mappe bereit, in der die wichtigsten Fragen zum Unternehmen und zum Arbeitstag kurz erklärt werden. Obwohl nicht alle dir zugewiesenen Aufgaben gleich interessant sein werden, lasse dich nicht demotivieren. Ein normaler Arbeitsalltag besteht auch aus wechselhaften Phasen und viel Routine. Von häufigen Unmutsbekundungen solltest du daher – auch mit Blick auf das Praktikumszeugnis – absehen. Dennoch kannst du proaktiv Vorschläge einbringen oder fragen, ob du auch mal in andere Bereiche reinschnuppern darfst, für den du dich besonders interessierst. Wichtig ist, dass du stets höflich bleibst und Kunden, Kollegen und Vorgesetzten mit Respekt begegnest.
Das Praktikumszeugnis – dein persönlicher ‚Lorbeerkranz'
Zum Ende deines Praktikums findet in der Regel ein Gespräch mit deinem Betreuer, dem Chef oder dem Personalchef statt. In diesem Feedback-Gespräch lasst ihr die Zeit noch einmal Revue passieren, und du reflektiert, was dir besonders wichtig gewesen ist.
Dein Gegenüber gibt dir im Feedback-Gespräch außerdem eine Rückmeldung zu deinen Leistungen und Fähigkeiten. Solltest du Interesse an einer späteren Festanstellung haben, ist das der geeignete Zeitpunkt, um dich danach zu erkundigen. Außerdem erhältst du ein Praktikumszeugnis, es dient der Zusammenfassung und dem Nachweis deiner Tätigkeiten. Ein qualifiziertes Praktikumszeugnis beurteilt zusätzlich die erworbenen Kenntnisse sowie dein Verhalten gegenüber Vorgesetzten und Kollegen. Es ist dem einfachen Zeugnis vorzuziehen, da es zukünftigen Arbeitgebern einen genaueren Eindruck von dir vermittelt. Das Zeugnis hängst du bei späteren Bewerbungen für ein weiteres Praktikum, einen Ausbildungs- oder Studienplatz oder einen Job deiner Bewerbung an. In jeden Fall sollte es eine Aufgabenbeschreibung umfassen: In welcher Abteilung du als Praktikant tätig warst und wie dein Aufgabengebiet aussah. An welchen Projekten du mitgearbeitet hast und welche Tätigkeiten dein Tagesgeschäft umfasste. Die wichtigsten Tätigkeiten sollten zuerst und deine Routineaufgaben zuletzt aufgelistet sein. Übrigens besteht für ein Praktikumszeugnis wie auch für Arbeitszeugnisse die sogenannte „Wohlwollenspflicht“. Das bedeutet, dein Zeugnis muss positiv formuliert sein, und dein ehemaliger Arbeitgeber darf dir damit keine Steine in deinen weiteren Karriereweg legen.
Praktikumsbericht
Sowohl beim Schulpraktikum als auch bei Pflichtpraktika ist es üblich, nach dem Praktikum einen Praktikumsbericht zu verfassen, der dem Betreuer schließlich vorgelegt wird.
Der Bericht fasst im Überblick die wichtigsten Informationen zu deinem Praktikum zusammen. Er listet deine erledigten Aufgaben auf, und du erhältst die Möglichkeit, deine Erfahrungen zu reflektieren und zu bewerten. Genaue Anforderungen zu den Formalia und dem Inhalt deines Praktikumsberichts erhältst du von deinem Betreuer. Auch von deiner Fachschaft oder in der Studienordnung kannst du mehr über die Anforderungen erfahren. Die grobe Struktur sollte wie folgt aussehen: Einleitung, die enthält, warum du dich für das Praktikum entschieden hast, Unternehmensvorstellung, Vorstellung deines Tätigkeitsbereichs, Bewertung deines Praktikums (insgesamt und einzelne Aufgaben). Der Praktikumsbericht ist auch für dich eine besondere Gelegenheit, dir bewusst zu werden, ob die ausgeübte Tätigkeit das ist, was du wirklich machen möchtest. Nach einem erfolgreichen Praktikum und einem sehr guten Zeugnis kannst du dann zufrieden auf die Zeit zurückblicken und sie als wertvolle Praxiserfahrung in deiner Vita und vor allem in deinem Leben verbuchen.
Tipps für ein erfolgreiches Praktikum
Die wichtigsten Punkte zum Praktikum auf einem Blick:
- Sei stets höflich und wissbegierigschließlich bist du dort, um etwas zu lernen.
- Dir sollte ein Betreuer zur Verfügung gestellt werden, der dich einarbeitet und bei Fragen ansprechbar ist.
- Ein Praktikumsvertrag sollte alle Eckpunkte des Praktikums festhalten und von beiden Seiten unterzeichnet werden.
- Ab einer Dauer von drei Monaten solltest du als Praktikant entlohnt werden.
- Überstunden sollten eine Ausnahme bleiben.
- Am Ende des Praktikums sollte es ein Feedback-Gespräch geben.
- Nach dem Praktikum solltest du ein (am besten qualifiziertes) Arbeitszeugnis erhalten.